Bischofsweihe von Maria Kubin
(Quelle: Petra Kamenar)

Wahl und Weihe von Maria Kubin

Maria Kubin wurde im April von der Ausserordentlichen Synode der Altkatholischen Kirche im dritten Wahlgang zur öster­reichischen Bischöfin gewählt. Als Altkatholiken sind wir Frauen in kirchlichen Ämtern schon längst gewohnt. Die 58-jährige Österreicherin fällt derzeit dennoch besonders auf, da sie als erste Frau in der Utrechter Union das Bischofsamt bekleidet.

Bischofsweihe von Maria Kubin
(Quelle: Petra Kamenar)

Sie trat im Jahr 2008 zur Altkatholischen Kirche über, studierte Theologie und absolvierte in Bonn einen Master in Altkatholischer Theologie. 2017 wurde Kubin zur Diakonin geweiht, 2019 erfolgte die Weihe zur Priesterin.

Kurz nach ihrer Wahl zur Bischöfin wurde sie von Katharina Geiger (katholisch.de) interviewt:

Katharina Geiger: Sie sind die erste Bischöfin der Altkatholiken und Altkatholikinnen in Österreich, wurden vor eineinhalb Wochen gewählt (Anm.d. Red.: am 22. 4. 2023). Wie geht es Ihnen in diesem neuen Amt und mit dieser neuen Aufgabe?

Maria Kubin: Ich bin immer noch sehr begeistert und berührt, weil das natürlich eine sehr neue Situation für mich ist und ich jetzt ganz viel ganz freundliches Feedback bekommen habe […]. Nicht nur für mich persönlich, sondern auch, dass eine Frau als Bischöfin gewählt wird, dass das wirklich ein Schritt in eine gute Richtung ist, die wir als Kirche brauchen.

Bischofsweihe von Maria Kubin
(Quelle: Petra Kamenar)

Es war ja auch keine so ganz einfache Wahl: Es gab noch zwei Männer, die gegen Sie kandidiert hatten und kurzfristig gesagt haben, wir machen es aus persönlichen Gründen nicht.

Ja, das ist tatsächlich so gewesen. Ich hätte es mir anders gewünscht, ich hätte mir gewünscht, dass beide bis zum Schluss dableiben. Aber manchmal sind die Wege Gottes unvorhersehbar, oder oft sind die Wege Gottes unvorhersehbar. Und der Heilige Geist schreibt auf krummen Linien gerade, heisst es so schön. Und ich denke, das wird wohl auch was damit zu tun haben. Und letztendlich ist es ja auch nicht um den Wettbewerb gegangen, sondern um die Frage, ob die Kandidaten oder Kandidatin von der Synode für fähig befunden wird oder gebeten wird, die Leitung für eine Zeit zu übernehmen.

Und das ist bei Ihnen offensichtlich der Fall! Jetzt gibt es zwölf Kirchengemeinden in Österreich, für die Sie verantwortlich sind, 8600 Kirchenmitglieder. Wie fühlt sich das an, jetzt deren – ich sage mal – «Frontfrau» zu sein und auch ein bisschen das Sagen zu haben?

Das ist eine zweifache Situation: Auf der einen Seite das Sagen in der altkatholischen Kirche hat immer das Volk, und da habe ich als Bischöfin ein bisschen zu folgen. Dort, wo die Synode entscheidet, ist sozusagen auch unser gemeinsamer Weg. Und auf der anderen Seite bin ich persönlich sehr daran interessiert, was die einzelnen Menschen zu sagen haben. […] Das heisst, da ist meine Aufgabe, den Leuten, die mich leiten, zu folgen und dorthin zu gehen, wo die Leute sind. Aber natürlich braucht es umgekehrt auch eine Frontfrau, die dann sagt: «Okay, und jetzt machen wir das und jetzt gehen wir und jetzt sind wir in diese Richtung unterwegs.» […]

Wohin wollen Sie vorgehen, also in welche Richtung? Haben Sie schon konkretere Pläne, die Sie auch jetzt mit in Ihre Amtszeit nehmen, wenn nicht gerade das Volk sagt, was es sich wünscht?

Also, erstens einmal kennen Sie die Altkatholikinnen schlecht. Die sagen immer, was sie sich wünschen; und es ist ein bisschen so wie ein Haufen, der ständig in alle möglichen Richtungen unterwegs sein möchte, weil es sehr, sehr viele Ideen gibt. Und meine Richtung ist eigentlich im Grunde genommen dorthin, dass Menschen sich verstanden fühlen und gehört fühlen und gesehen und getragen fühlen. Und zwar vordergründig vielleicht von Kirche und Kirchengemeinschaft und hintergründig – oder dann wieder vordergründig – auch vom Gott und von der göttlichen Liebe umgeben. Ich bin überzeugt, dass Menschen, wenn sie sich einfach wohlfühlen, dann auch sich wieder einsetzen werden. Mein Leitspruch ist immer, dass möglichst alle gut leben dürfen sollen. […]

Bischofsweihe von Maria Kubin
(Quelle: Petra Kamenar)

Vorher waren Sie römisch-katholisch, neben Ihrer psychotherapeutischen Arbeit haben Sie dafür Theologie studiert. Wie hat sich das angefühlt für Sie, vielleicht auch, um diese Berufung ausleben und ausüben zu können, letztendlich zu konvertieren?

Also zuerst einmal war ich römisch-katholisch und jetzt bin ich altkatholisch – beides ist katholisch und das ist auch wichtig. Weil nämlich, wie ich in der römisch-katholischen Kirche gewesen bin, habe ich mich nicht so ganz wohlgefühlt mit den Strukturen, auch mit den Möglichkeiten, die ich hatte, oder mit den nicht vorhandenen Möglichkeiten. Dann war ich auch eine Zeit lang auf der Suche, auch bei der evangelischen Kirche … Aber es ist mir wichtig, dass es eine katholische Kirche ist, weil ich mich da einfach zu Hause fühle. […] Letztendlich habe ich nicht für die Berufung die Kirche oder die Konfession gewechselt, sondern weil ich diese Kirche an sich gut gefunden habe. Ich bin 2008 konvertiert zur altkatholischen Kirche und erst 2015 habe ich das Theologiestudium begonnen, das notwendig war für die Priesterinnenweihe. Es war schon so die Sehnsucht da, aber konvertiert bin ich hauptsächlich deswegen, weil ich gefunden habe: Das sind genau die Werte, die ich auch vertreten mag und für die ich mich gerne einsetzen würde. Und dass ich dann auch noch meine Berufung leben darf, das ist sozusagen eine zweite Spur. Dass ich meine Berufung bis hin zur Bischöfin leben darf, das ist eine besondere Freude für mich. Dass sich trotzdem die anderen Kirchen mal was abschauen können und sagen, die leben da was, was für uns auch richtungsweisend oder inspirierend sein kann, das hoffe ich. Weil ich glaube, letztendlich geht es nicht darum, wo wir uns voneinander unterscheiden, sondern was wir voneinander lernen können.

Sicherlich bekommen Sie auch etwas von der Weltsynode römisch-katholischerseits mit, verfolgen das, um zu gucken, wie es mit dem deutschen Synodalen Weg weitergeht. Ganz konkret im Mittelpunkt steht die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen, die Frage nach der Zukunft der Institution Kirche und genauso auch Frauen in Ämtern. Wir haben es vorhin schon gesagt, Sie würden sich das auch wünschen oder sagen, wir können uns da was abgucken. Mit was für einem Gefühl schauen Sie auf die Synode, die sich jetzt gerade entwickelt? Gerade letzte Woche [Anm. d. Red.: im April] kam raus, dass bei der Weltsynode auch Frauen Stimmrecht bekommen sollen, also Laien – und davon die Hälfte Frauen. Ist das ein erster Schritt, sagen Sie: Na, endlich! Oder: Es ist noch gar nicht genug und es müsste noch viel mehr passieren?

Ja und ja. […] Ich schaue auf diese Synode mit einem sehr hoffnungsvollen Blick, aber auch mit einem gebremsten Optimismus, weil ja doch auch sehr viele Gegenstimmen sind und auch aus Rom sehr viele Gegenstimmen kommen. Ich glaube, dass die Idee, die da in diesem Synodalen Weg ist, wirklich eine sehr gute ist. Und ich fürchte, dass es den Weg allen Römischen nehmen wird, dass es nämlich in einer Schublade landet und letztendlich dann an irgendwelchen – ich sage jetzt mal – alten Ewiggestrigen stecken bleibt. Ich hoffe, dass es nicht so ist. Deswegen habe ich, nachdem ich schon sehr lange auf der Welt bin, einen gebremsten Optimismus. Ich hoffe sehr, weil die Richtung eine sehr, sehr gute ist. Eigentlich ist unsere Vision ja als altkatholische Kirche, dass wir eines Tages gar nicht mehr gebraucht werden, weil dann die römisch-katholische Kirche auch dort ist, wo wir jetzt schon sind. Dann können wir uns wieder gemeinsam die Hand reichen und sagen: Jetzt gehen wir wieder gemeinsam weiter! Aber jetzt können wir das einfach noch nicht.

Corina Strenzl, Textliche Überarbeitung, Quelle: katholisch.de