Christkatholische Kirchgemeinde Zürich
(Quelle: Marcel Bruderer)

Die Christuskirche – ein Zürcher Kunst-Kleinod

Angefangen hat alles 1883 in Oerlikon mit einem Vortrag von Pfr. Franz Stubenvoll. Begeistert von diesem Vortrag entschlossen sich freisinnige Katholiken 1884 zur Gründung einer (Alt)Katholischen Genossenschaft Oerlikon und Umgebung“.

Diese Genossenschaft umfasste die Gemeinden Oerlikon, Schwamendingen, Seebach, Glattbrugg, Wallisellen und Affoltern. Infolge der Eingemeindung von Oerlikon in die Stadt Zürich wurde die Genossenschaft anlässlich ihres 50-Jahr-Jubiläums am 10. Dezember 1933 aufgelöst und auf den 1. Januar 1934 der Kirchgemeinde Zürich angeschlossen.

Die 1902 erworbene Kapelle der Methodisten an der Magdalenenstrasse im Dorfkern von Oerlikon, deswegen auch „Magdalenenkapelle“ genannt, wurde mit den Jahren baufällig. 1936 fiel die Entscheidung für einen Kirchenneubau. Nachdem das Bauland an der Dörflistrasse rasch gefunden war, stimmte die Kirchgemeinde am 8. September 1940 – mitten im Zweiten Weltkrieg – dem Bau der Christuskirche zu. 16 Monate später, am 11. Januar 1942, fand bereits die Weihe der damals nüchtern ausgestatteten Christuskirche durch Bischof Adolf Küry statt.

Die im Verlaufe der Jahre installierte Kunst in der Christuskirche kann in Zürich zu Recht als einzigartig bezeichnet werden. Sie beherbergt eine reiche Anzahl mittelalterlicher Skulpturen und Bilder und darf als die am reichsten mit beweglichen Kunstwerken aus der Zeit vor der Reformation ausgestattete Kirche in Zürich bezeichnet werden.

Das älteste Kunstwerk ist die um 1330 zu datierende Skulptur des „thronenden Petrus“. Stilistisch weist die Frisur nach Südfrankreich, während die zum Segensgestus erhobene rechte Hand spanisch beeinflusst sein dürfte. Etwas jünger ist das Kruzifix oberhalb der Kanzel zu datieren. Es entstand um 1350 in der Gegend des Bodensees. Um 1450 ist in Bayern der prächtige Flügelalter entstanden. Die Mitteltafel zeigt die Kreuzigung Jesu als personenreiche Komposition. Erwähnenswert ist auch die spätgotische Maria, die der Werkstatt Tilman Riemenschneiders zuzuschreiben ist. Eindrücklich sind aber auch die neueren Kunstwerke wie die beiden Ikonen, welche oberhalb des Votivkerzenständers „die Verkündigung Mariens“ darstellen.  Der sakrale Raum der Christuskirche erhält durch diese Kunstwerke eine eigene und tiefe spirituelle Atmosphäre und lädt ein zu Stille, Gebet und Andacht.

Pfr. Frank Bangerter

Erschienen im Christkatholisch Nr. 10/2023