Im reformierten Stand Schaffhausen, war die katholische Kirche bis ins 19. Jahrhundert an den Rand gedrängt. Erst 1836 kam es zur Gründung einer katholischen Genossenschaft. Nach dem 1. Vatikanischen Konzil scheiterte ein Versuch in der Mitte der 1870er Jahre eine katholische Kirchgemeinde zu gründen, teilweise auch aus Angst, dass sich diese an die neu gegründete Christkatholische Nationalkirche anschliessen würde, was von der Schaffhauser Regierung damals durchaus unterstützt worden wäre.
1874 frage nämlich die Schaffhauser Regierung bei der katholischen Genossenschaft an, ob sich der Regierungsrat im Namen der Katholiken an den Verhandlungen zur Organisation einer christkatholischen Kirche der Schweiz beteiligen solle.

Die heftigen Diskussionen während der nächsten Monate innerhalb der Genossenschaft gipfelten darin, dass der katholische Pfarrer Bohrer öffentlich die neuen päpstlichen Dogmen verwarf. Erst auf massiven Druck durch den Bischof und die Gemeinde widerruft er und akzeptiert die Dogmen dann doch. Darauf teilte katholisch Schaffhausen der Regierung kurz und bündig mit, man sei gegen einen Beitritt zur christkatholischen Kirche, was die Regierung so nach Solothurn weiterleitete und sich nicht weiter an der Bildung eines christkatholischen Bistums beteiligte.

1887 wird dann aber doch von der Minderheit eine christkatholische Gemeinde gegründet, der die Einwohnergemeinde Schaffhausen die Mitbenützung der St. Anna-Kapelle bewilligt. Am 27. Mai 1888 feiert die Gemeinde mit Bischof Eduard Herzog den ersten christkatholischen Gottesdienst in der St. Anna-Kapelle. 1890 wird die Gemeinde schliesslich dann auch als öffentlich-rechtliche Körperschaft anerkannt.

Was wäre heute, wenn damals eine Mehrheit die Regierung mit den Verhandlungen beauftragt hätte? Diese Frage zu beantworten ist wohl müssig. ‘Small is beautiful’ ist seitdem die Losung von christkatholisch Schaffhausen / Thurgau West.

Alois Carnier, Kirchgemeinderatspräsident

Quellen:

Goldenes Buch der Kirchgemeinde Schaffhausen / Thurgau West

Hrsg. Historischer Verein des Kantons Schaffhausen: Schaffhauser Kantonsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 3, 2002, S. 1901 – 1907.