Christkatholische Kirche Bern

Christkatholische Kirchgemeinden Bern und Thun. Gemeindebrief Winter 2022/2023

Die Wanderausstellung ist vom 1. Dezember 2022 bis 8. Januar 2023 in der Kirchgemeinde Bern. Aus diesem Anlass verfasste Anna-Maria Kaufmann, Pfarrerin in Bern im Gemeindebrief unter der Rubrik « Einblick » den Text « Wanderausstellung – wohin? ». Sie beschreibt aus ihrer Wahrnehmung den Werdegang und die Überlegungen bis hin zur Umsetzung der Ausstellung zum Jubiläum « 150 Jahre Christkatholische Kirche ».

Pfarrerin Anna-Maria Kaufmann

Jubiläen kann man verschlafen, wie z.B. die 20 Jahre seit Einführung der Frauenordination im Jahr 2020, oder nutzen für eine Standortbestimmung und neue Motivation für die Zukunft. In der Diskussion, was an den zwischen 2020 und 2026 aufkommenden diversen Jubiläumsanlässen der Entstehung unserer Kirche vor 150 Jahren sinnvoll zu machen sei, sollte auch die Fachstelle Bildung einen Beitrag leisten. Nicht die Nabelschau oder die Glorifizierung der Vergangenheit sollten im Zentrum stehen, sondern die Relevanz der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft. Aus den verschiedenen Ideen – Vortragsreihe, Kursabende, Themenan-lässe, Publikationen, Jubliläums- Webseite – stach bald die Idee einer Wanderausstellung heraus. Auch die Pastoralkonferenz sprach sich positiv für eine Wanderausstellung aus. Sie sollte eine Identitätsdebatte auslösen und die Gemeinden untereinander vernetzen. Ebenso sollten die Menschen so einbezogen werden, dass sie sich austauschen und ihre Meinung äussern konnten zu einzelnen Themen.

Wichtig war der Anspruch einer professionellen graphischen Umsetzung. Was kann das Ziel von Jubiläumsanlässen sein? Was trifft eher zu: (K)ein Grund zum Feiern? Die Meinungen dazu gehen auseinander, und das kann die Gespräche bereichern. Ein Arbeitstitel und Leitmotiv war « aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen ». In Ergänzung zu anderen Projekten aus dem Bistum wurde 2019 die Fachstelle Bildung mit der Umsetzung des Projekts Wanderausstellung beauftragt. Angedacht war die Lancierung im Herbst 2020. Aber den Umständen geschuldet, verschob sich dieser Horizont immer weiter nach hinten. Trotzdem war es für die Ausführenden auch mit dem Zielpunkt Herbst 2021 eine sportliche Leistung, um die Ausstellung zu konkretisieren. Eine intensive inhaltliche, formale und nicht zuletzt finanzielle Planung erfolgte im Verlauf des Jahres 2020. Die Ausstellung bekam eine Sichtbarkeit mit der Wortmarke « unterwegs » und der dazugehörigen Bildmarke eines systemischen Gebildes, das, ein wenig wie eine chemische Darstellung von Molekülen, die Gemeinden als unregelmässig untereinander verbunden und insgesamt schwarz umrahmt als im Bistum zusammengehörigen Organismus darstellt. Dem unterwegs sein der Ausstellung wurde hohe Priorität eingeräumt, sollten doch so verbindende und neue Berührungspunkte unter den Gemeinden erlebt und insbesondere auch auf der Webseite sichtbar werden. Die wandernde Ausstellungsform durch möglichst alle Gemeinden steht für die dynamische Entwicklung der christkatholischen Kirche der Schweiz.

Im ersten Halbjahr 2021 ist dann das Kernteam intensiv an der Arbeit, bestehend aus Pfarrer Adrian Suter, Priester Patrick Blickenstorfer und Ruedi Rey, der mit seiner Fachagentur die nötigen Kompetenzen für die praktische Entstehung der Ausstellung einbringt. Jetzt geht es um konkrete Themen und Inhalte, um Bilder, um Form und Umfang. Ein Inhaltsaufbau für 12 Infotafeln wird erarbeitet. Dieser soll zur Reflexion und Auseinandersetzung animieren. Gemäss Fachmann Ruedi Rey verweilen Ausstellungsbesuchende ca. 2 Minuten vor einer Tafel. In dieser kurzen Zeit soll der Inhalt erfasst werden können. Dieser Umstand und die Zweisprachigkeit bestimmen die Textlänge. Eine Informationsvertiefung wird dann mit Inhalten, die über einen QR-Code abgerufen werden können, angeboten.

Aus diesen Vorgaben entstehen nun die einzelnen Themenbereiche: «Tradition & Erneuerung», «Verbindlichkeit & Freiheit», «Auseinandersetzung & Konsens» sowie «Individuum & Gemeinschaft». Es wird auch deutlich, dass die Ausstellung auf die Webseite angewiesen sein wird, und die Arbeit geht vorwärts. Es ist harte Knochenarbeit, im gegenseitigen Austausch wurden die Tafeln immer wieder bearbeitet, bis sie der hohen Anforderung an Verständlichkeit und Textkürze genügten, nämlich eine maximale Textlänge von 1‘200 Zeichen. Die Themenbereiche stehen in einem Spannungsbogen zueinander und sollen die Besucherinnen und Besucher zur Reflexion animieren. Das Resultat der Reflexion können alle jeweils auf der leeren Tafel, im Zukunftsbuch oder auf der Webseite festhalten.

Die sorgfältige und intensive Arbeit konnte fristgerecht fertiggestellt werden bis zum detaillierten Auf- und Abbauplan mit Bildern, in beiden Sprachen. Und so fand die Vernissage am 24. September 2021 in Luzern statt. Seit dann wandert die Ausstellung « unterwegs », und bei jedem Besuch der Webseite www.christkatholisch-unterwegs.ch hat sich diese wieder verändert. Zahlreiche Interviews, Meinungen, Antworten auf die Hirtenbriefe unserer Bischöfe, Medienauftritte und vieles mehr aus allen Regionen bereichern diese Wanderung unserer Kirche.

Haben Sie sich schon Zeit genommen, sich das eine oder andere anzuhören oder zu lesen? Es sind bekannte und weniger bekannte Gesichter zu sehen. Für Bern wird es jetzt ganz aktuell, denn wie schon angekündigt, wird die Ausstellung im Dezember in der Heiliggeistkirche Bern, und dann bei uns in St. Peter und Paul zu sehen sein. Man wird sich dann in Bern nicht nur am Loeb-Egge, sondern auch bei der Wanderausstellung « unterwegs » treffen können.

Pfrn. Anna-Maria Kaufmann