Als sich die Liberalen im 19. Jahrhundert von Rom trennten, brauchten sie auch eine Kirche. Eine Abstimmung, in der es um die St. Ursenkirche ging, verloren sie knapp. Also mieteten sie 1877 die leerstehende Franziskanerkirche – das Kloster war 1857 aufgehoben worden.
Erst 1895 konnte die noch junge Gemeinde – nach etlichen Verhandlungen – die Franziskanerkirche für 20 000 Franken kaufen. Zahlreiche Renovationen und Umbauten folgten. Die letzte Renovation erfolgte in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie brachte auch einige Überraschungen zutage.
Solothurn verdankt dem ehemaligen Denkmalpfleger Hochstrasser manches Kleinod, das ohne ihn verschwunden wäre. So begleitete er auch die Renovation unserer Kirche. Der Estrichboden unter dem riesigen Dach war mit uralten Brettern belegt. Aber seinen Augen entging nichts und er sah auf einigen Planken ganz schwache Farbreste. Diese Bretter nahm er mit.
In einem Wald bei Derendingen steht eine alte Militärbaute; heute ist es ein Depot für historische Objekte, die in Altstadthäusern gefunden wurden und nicht mehr gebraucht werden. Eines Tages wurden wir kontaktiert: In einem Verschlag habe es Sachen, die zur Franziskanerkirche gehören. Ob wir die noch brauchen, sie benötigten mehr Platz. Mit Pfarrer Wloemer und dem Hauswart fuhren wir hinaus – und staunten! Es gibt wohl kaum etwas, das es dort nicht gibt! Wir begutachteten die besagten Bretter und nahmen die besten gleich mit. Eine Restauratorin frischte sie auf und wir fragten uns, wo die Bretter wohl hingehört hatten. Offensichtlich war der unterste Teil der Wände ab dem 17. Jahrhundert mit bemalten Holztafeln verkleidet. Bei der Renovation anfangs des 19. Jahrhunderts passten sie stilmässig nicht mehr und sie wurden kurzerhand als Boden für den neuen Estrich verwendet.
Peter Wagner
Zwei der beschriebenen Bretter, die von einer Restauratorin aufgefrischt wurden. Offensichtlich war der unterste Teil der Wände der Franziskanerkirche ab dem 17. Jahrhundert mit bemalten Holztafeln verkleidet. Bei der Renovation anfangs des 19. Jahrhunderts passten sie stilmässig nicht mehr und sie wurden kurzerhand als Boden für den neuen Estrich verwendet.