Über kirchliche Wiedervereinigung nach päpstlicher und nach christkatholischer Auffassung

Für Bischof Eduard Herzog ereignet sich Friede nicht durch die Rückkehr in die römische Kirche. Erst in einem selbstbestimmten miteinander, das alle Menschen einschliesst und die Schwachen unterstützt ereignet sich Frieden. Dies ist seine Antwort auf das Schreiben vom 20. Juni 1894 « Praeclara gratulationis » von Papst Leo XIII.

Erste kirchliche Interkommunion Reinkens Loyson Herzog Cotterill
(Quelle: Christkatholische Kirchgemeinde Bern)

Person
Eduard Herzog

Amt
Bischof von 1876 bis 1924

Siegelwort
«Wo der Geist des Herrn ist da ist Freiheit.» 2 Kor 3,17

Lebensdaten
* 01.08.1841 in Schongau
† 26.03.1924 in Bern

Quellen | Literatur
Dr. Eduard Herzog, Bischof der christkatholischen Kirche der Schweiz. Hirtenbriefe aus den Jahren 1887-1901. Neue Folge. Aarau 1901.

Hinweis zum Bild

Das Bild zeigt die erste kirchliche Interkommunion in Bern vom 10. August 1879. Abgebildet sind der altkatholische Bischof von Deutschland Dr. Hubert Reinkens, der Rektor der katholisch-gallikanischen Kirche in Paris Hyacinthe Loyson, der Bischof der christkatholischen Kirche der Schweiz Dr. Eduard Herzog, sowie der anglikanische Bischof von Edinburgh Henry Cotterill.

Hirtenbrief auf die Fastenzeit 1895

Geliebte in dem Herrn!

Verleihe uns, o Gott des Friedens, eine rechte Vereinigung im Glauben, ohne alle Spaltung und Trennung. So betet unsere Kirche jeden Sonntag. Zwar haben uns die neuen Dogmen des vatikanischen Konzils vom Jahr 1870 in die peinliche Notwendigkeit versetzt, uns zur Rettung unseres alten katholischen Glaubens zu einer besonderen kirchlichen Gemeinschaft zu vereinigen; aber es war uns niemals darum zu tun, die in der Christenheit vorhandenen Spaltungen und Trennungen zu vermehren, sondern wir haben im Gegenteil gleichzeitig mit der Vorbereitung unserer besonderen Kirchenorganisation auch die kirchliche Wiedervereinigung als ein Ziel unserer Bestrebungen bezeichnet.

„Verleihe uns, o Gott des Friedens, eine rechte Vereinigung im Glauben, ohne alle Spaltung und Trennung.“

Das geschah schon auf der ersten grossen Versammlung, welche die im alten Glauben verharrenden Katholiken Deutschlands und anderer Länder im Jahre 1871 zu München veranstaltet haben. Die Mittel und Wege der Wiedervereinigung bildeten sodann in den Jahren 1874 und 1875 zu Bonn den Gegenstand einlässlicher Verhandlungen, an welchen unter dem Vorsitz des berühmtesten katholischen Theologen der neuern Zeit viele hervorragende Mitglieder und Würdenträger der morgenländischen und abendländischen Kirchen teilnahmen. Unsere eigene Kirche hat auf ihrer Synode vom Jahr 1876 zu diesen Bestrebungen feierlich ihre Zustimmung erklärt. Seither haben verschiedene denkwürdige Vorgänge, die noch in Aller Erinnerung sind, bewiesen, dass die Bemühungen, unter den getrennten Kirchen eine friedliche Verständigung anzubahnen, nicht ohne Erfolg waren. Ich erwähne nur den zweiten internationalen Altkatholikenkongress, den wir im Jahre 1892 in der Christuskirche zu Luzern gefeiert haben.

„Mit der gegenwärtigen Zersplitterung sich nicht zufrieden geben, sondern allgemein nach einer Einigung trachten sollte.“

Ohne Selbstüberhebung dürfen wir darum sagen, dass es uns ernst sei mit dem Gebet um „rechte Vereinigung im Glauben ohne alle Spaltung und Trennung.“

Nun geschah das Hocherfreuliche, dass auch der oberste Würdenträger der römischen Kirche in einer feierlichen Bulle, die er unterm 20. Juni 1894 erlassen hat, seine Stimme erhob, um die Wiedervereinigung der getrennten christlichen Kirchen zu empfehlen und in seinem Sinne zu fördern. Hocherfreulich ist diese Kundgebung, weil sie auch ein Zeugnis dafür ist, dass man sich mit der gegenwärtigen Zersplitterung nicht zufrieden geben, sondern allgemein nach einer Einigung trachten sollte. Allein wie denkt sicher der Bischof von Rom die Wiedervereinigung? Im Hinblick darauf, dass wir uns seit mehr als zwei Jahrzehnten mit dieser heiligen Angelegenheit befassen, und in Anbetracht des grossen Ansehens, das die amtlichen päpstlichen Erlasse heute geniessen, darf ich die Gelegenheit, zu euch zu reden, wohl dazu benutzen, über die päpstliche Auffassung der kirchlichen Wiedervereinigung einige Aufschlüsse zu geben.

1. Zunächst scheint mir sehr bedeutsam zu sein, dass sich Leo XIII. mit seinem Erlass „an alle Fürsten und Völker“[1] wendet. Nicht den verschiedenen christlichen Kirchen, die alle die Fürbitte des scheidenden Erlösers auf sich beziehen: „Lass sie Eines sein, o Vater, wie du und ich Eines sind“, sondern „allen Fürsten und Völkern“ entbietet der Papst an der Spitze seines Erlasses „Heil und Frieden im Herrn“. Und übereinstimmend damit sagt er auch am Schlusse: „Namentlich aber bitten Wir die Fürsten und Staatsregierungen, sie möchten gemäss ihrer Staatsklugheit und ihrer treuen Fürsorge für die Völker Unsere Ratschläge richtig würdigen und mit ihrer Autorität und Gunst unterstützen“[2]. Also vorzüglich Sache der Staatsregierung ist es nach der Meinung des Papstes, die von ihm ersehnte kirchliche Wiedervereinigung herzustellen. Man könnte einwenden, dass ein solches Unternehmen den Staatsregierungen ohne mannigfaltige und empfindliche Beeinträchtigung der Glaubens- und Kultusfreiheit nicht wohl möglich sei. Allein der Papst anerkennt, wie man weiss, die von den modernen Staaten gewährleistete Glaubens- und Gewissensfreiheit nicht. Immerhin aber dürfte es keinem Zweifel unterliegen, dass sich ein Apostel, den die Bewahrung oder Wiederherstellung der christlichen Eintracht am Herzen lag, an die Christengemeinden selbst gewendet hätte, um ihnen etwa die Mahnung zu geben: „Wandelt würdig eures Berufes mit aller Demut und Sanftmut und Langmut; ertraget einander in Liebe und seid beflissen, zu erhalten die Einigkeit des Geistes durch das Band des Friedens. Ein Leib und Ein Geist, wie ihr auch berufen seid mit Einer Hoffnung eurer Berufung; Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe, Ein Gott und Vater Aller. … Einem jeglichen von uns ist die Gnade verliehen nach dem Masse der Gabe Christi“. (Vergl. Eph. 4,1-5.)

„Wir leben seit vielen Jahren nur dem Schein als der That nach im Frieden.“

An die religiösen Beweggründe, welche der Apostel in diesen erhabenen Worten zur Bewahrung der Eintracht unter den Christgläubigen geltend macht, kann natürlich Leo XIII. die Staatsregierungen, welchen er die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit ans Herz legt, nicht wohl erinnern. Dagegen unterlässt er nicht, sie auf die grossen politischen Vorteile aufmerksam zu machen, die sich aus einer Befolgung seiner Ratschläge ergeben würden. Wären die Kirchen so, wie er es wünscht, mit einander vereinigt, so würden auch die Nationen in innigerer Beziehung zu einander stehen, was zur Vermeidung der abscheulichen Kriege nur dienlich sein könnte.[3] Schaut der Papst Europa an, so muss er sagen, dass wir seit vielen Jahren nur dem Schein als der That nach im Frieden leben. Das gegenseitige Misstrauen nötigt zu immer weiteren Kriegsrüstungen; die jungen Leute müssen, fern von der Aufsicht der Eltern, Militärdienst leisten. Die tüchtigste Jungmannschaft wird dem Landbau, den Studien dem Handel, den Künsten entzogen. Die Finanzen des Staates werden erschöpft, das Vermögen der Privatleute mit Steuern schwer belastet. Solche Übelstände also würden, wie der Papst hofft, wegfallen, wenn die kirchliche Einheit wieder hergestellt wäre, – gleich als ob in den Jahrhunderten, in denen die europäischen Völker die Eine Kirche des Abendlandes bildeten, und der römische Papst auf der Höhe seiner Macht stand, vollkommener Friede geherrscht hätte![4] Aber nicht nur Frieden unter den Nationen, sondern auch ruhige Zustände innerhalb der einzelnen Staatswesen erhofft der Papst aus der Befolgung seiner Raschläge bezüglich kirchlicher Wiedervereinigung. Die soziale Frage, meint er, würde ihre Lösung finden und das politische Parteileben geordnet werden, da alsdann das Verhältnis zwischen Autorität und Freiheit in bürgerlichen Dingen nach richtigen Grundsätzen geregelt werden könnte. Man könne sich kaum vorstellen, welchen Gewinn die öffentliche Wohlfahrt aus der allgemeinen Beruhigung zöge.[5] Schliesslich äussert der Papst noch den Gedanken, dass die Ausbreitung des Christentums durch die unglückseligen kirchlichen Spaltungen sehr gehemmt werde, betrachtet aber auch diese Thatsache unter politischem Gesichtspunkt, indem er beifügt: Die Eroberung der Heidenwelt für christliche Humanität durch die europäischen Mächte sei in gutem Gang gewesen, als plötzlich im 16. Jahrhundert die Zwietracht entbrannte, infolge deren Europa in endlosen Streitigkeiten und blutigen Kriegen seine Kräfte schöpfte.[6]

„Dann würden die Schwachen in der Zugehörigkeit zu der ganzen grossen Gemeinschaft einen kräftigen Halt haben, der sie niemals wankend werden liesse.“

Wir unserseits denken bei unsern Unionsbestrebungen nicht an politische Vorteile, sondern bescheiden uns mit dem Gewinn, den uns nach Jesu eigenem Wort die christliche Eintracht verbürgt. Er, der wahre und ewige Hohepriester, hat gebetet, dass alle an ihn Glaubenden Eines sein mögen, damit die Welt glaube, dass der Vater ihn gesandt hat (Joh. 17,21). Die Einheit unter den Christgläubigen sollte also eine für die Welt sichtbare und bestreitbare Thatsache sein. Dann würde die christliche Kirche die grösste geistige Macht in der Welt sein. Es hätte niemand mehr Anlass, aus den Zerwürfnissen unter den Christgläubigen selbst den Schluss zu ziehen, dass alle gleich sehr im Unrecht seien und man besser thue, sich weder um die Einen, noch um die Andern sehr zu bekümmern. Dann würden die Schwachen in der Zugehörigkeit zu der ganzen grossen Gemeinschaft einen kräftigen Halt haben, der sie niemals wankend werden liesse. Dann würden die Starken es empfinden, dass doch das Eine göttliche Haupt der ganzen Körperschaft viel mächtiger ist als sie, und dass sie nichts vermögen, wenn sie nicht als lebendige Glieder mit dem lebendigen Organismus verbunden bleiben.

„Es würde allen natürlich scheinen, in teilnehmender Liebe auf einander zu achten, einander zu dienen, einander zu helfen.“

Dann würde man die verschiedenen Gaben, die den einzelnen Gliedern des Leibes – nicht bloss der einzelnen Christgläubigen sondern auch den einzelnen christlichen Völkern – verliehen sind, recht schätzen lernen. Man würde nicht mehr so leicht gering achten und verachten, was andere in der Kraft eines und desselben heiligen Geistes üben und leisten. Es würde keinem Teile mehr so schwer fallen, die Verdienste anderer um die Förderung des Reiches Gottes auf Erden dankbar anzuerkennen und für sich selbst nutzbar zu machen. Es könnte nicht mehr so leicht vorkommen, dass die Einen, preisgegeben, verachtet, weit, weit zurück bleiben und in Unwissenheit und Aberglauben versinken, die Andern aber hochmütig voranschreiten und schliesslich in eine öde Wüste geraten, die freilich ihrem Fortschreiten keine Schranken mehr setzt, aber auch kein Ziel mehr bietet, das Frieden verheisst. Es würde allen natürlich scheinen, in teilnehmender Liebe auf einander zu achten, einander zu dienen, einander zu helfen. Darob müsste freilich die Volksgemeinschaft unter den einzelnen Nationen erstarken und wieder Friede entstehen, wo jetzt oft Streit und Hader ist. Aber es müsste die ganze grosse Gemeinschaft die Herrlichkeit dessen, der ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“, in einer Weise zur Erscheinung bringen, dass von seinem Licht auch die nichtchristliche Welt ihre Augen auf die Dauer nicht mehr zu verschliessen vermöchte, sondern gläubig anerkennen müsste: Den hat Gott gesandt; in seinem Lichte schauen wir das Licht.

Auch in der Sache der kirchlichen Wiedervereinigung müssen wir uns an das Wort des Herrn halten: „Suchet vor allen Dingen das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; alles andere wird euch hinzugegeben werden“. Wer zuerst alles andere sucht, trachtet nicht so nach dem Reiche Gottes, wie der Heiland es fordert.

2. Obwohl sich nun aber Leo XIII. mit seinem Erlass an die Staatsregierungen wendet, so beschäftigt ihn doch nicht etwa bloss der schöne Gedanke der Freunde des Weltfriedens, ein Völkerbündnis vorzubereiten, das jeden Streit zwischen verschiedenen Nationen vor ein Schiedsgericht weist und so jeden Krieg überflüssig macht, sondern er wünscht, dass die Regenten der Erde eine kirchliche Einigung herstellen. Daher ist es auch ganz selbstverständlich, dass der Papst nur an eine Einigung denkt, in der seine eigene Autorität zur vollen Anerkennung käme. Nach den dogmatischen Entscheidungen des vatikanischen Konzils kann der Bischof von Rom nicht mehr auf die Machtstellung verzichten, von der in unabänderlicher Weise erklärt worden ist, dass sie ihm von Gott selbst zugewiesen sei. Nach seiner Auffassung würde eine Kirche, in der seine Autorität nicht zur Geltung käme, dem geoffenbarten göttlichen Willen nicht entsprechen, also keine rechte christliche Kirche sein. Ueber seine Autorität spricht sich aber bekanntlich das vatikanische Konzil mit fast erschreckender Deutlichkeit aus. Auf den Bischof von Rom wendet es den Ausspruch des Herrn von dem Einen Hirten an, der die ganze Herde zu leiten hat. „Indem, sagt es, die Einheit sowohl der Gemeinschaft als desselben Glaubensbekenntnisses mit dem römischen Papste bewahrt bleibt, ist die Kirche Christi Eine Herde unter Einen höchsten Hirten; dies ist die Lehre der katholischen Wahrheit, von welcher Niemand ohne Gefährdung des Glaubens und des Heiles abweichen kann“ (Kap. III.). Die Gewalt dieses höchsten Hirten erstreckt sich nach demselben Konzil über alle Dinge, die überhaupt das Gewissen eines Katholiken berühren können, den Glauben, die Sitten, die Disziplin, die Angelegenheiten kirchlicher Verwaltung; sie ist eine unbeschränkte, so dass man in keinem Fall von den päpstlichen Entscheidungen an eine andere Instanz appellieren kann; sie verpflichtet alle zu widerspruchslosem Gehorsam, die einzelnen Gläubigen wie ganze Diözesen, die einfachen Mitglieder wie die Vorsteher der Kirche. Und damit ja aller Widerspruch verstumme, wurde schliesslich erklärt, dass der römische Papst jene Unfehlbarkeit besitze, „mi welcher der göttliche Erlöser seine Kirche … ausgestattet wissen wollte“ (Kap. VI). Wer diese Autorität des römischen Bischofs bestreitet, ist nach heutiger römischer Lehre von der Einheit der Kirche abgefallen. Es ist klar, dass namentlich der Papst selbst an der angegebenen vatikanischen Lehre festhalten muss und, da ein kirchliches Dogma nicht mehr geändert wird, zu allen Zeiten festhalten muss.

Leo XIII. seinerseits bleibt der vatikanischen Lehre auch in der Bulle treu, mit der er die Staatsregierungen ersucht, die Sache der kirchlichen Wiedervereinigung zu fördern. Würden die Regenten auf die päpstlichen Mahnungen eingehen, so hätten sie einfach ihre Völker zu veranlassen, sich der päpstlichen Autorität zu unterwerfen. Auch Leo XIII. erkennt nämlich in sich den Hirten der ganzen Herde. Er bezeichnet sich als den irdischen Stellvertreter des allmächtigen Gottes, der will, dass alle Menschen selig werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.[7] In seinem ausschliesslichen Besitz ist die seligmachende Wahrheit; denn, meint er, wahren Glauben an Christus könnten die nicht erlangen, die das von Christus dem Apostel Petrus und seinen Nachfolgern übergebene rechtmässige Lehramt verschmähten.[8] Wer dem Papst gehorche, sei mit Christus verbunden.[9] Diese seien daher nicht erst zur Vereinigung aufzufordern, sondern nur daran zu erinnern, dass ihnen das erste und grösste Gebot rückhaltlosen Gehorsam gegen die Autorität der Kirche, d.h. des Papstes, zur Pflicht mache.[10] Daher haben sie den Bullen, die Leo XIII. selbst erlassen hat, die Richtschnur für ihr Denken und Handeln zu entnehmen.[11] Aber der gegenwärtige Papst darf sagen, dass er sich während seines ganzen Pontifikates alle Mühe gegeben habe, überhaupt alle Völker und Nationen enger mit sich zu verbinden.[12] Zu dieser im gemeinschaftlichen Gehorsam gegen den Papst bestehenden Einheit ruft er nun die protestantischen Gemeinschaften zurück, indem er ihnen vorstellt, wie viel sie seit der Trennung von der römischen Kirche verloren hätten.[13] Den orientalischen Kirchen macht er zwar das erstaunliche Zugeständnis, dass sie, von einigen wenigen Dingen abgesehen, mit dem Papsttum übereinstimmen.[14] Aber auch sie hätten sich dem angeblich früher von ihnen anerkannten römischen Primat wieder zu unterwerfen.[15] Leo XIII. bemerkt ausdrücklich, dass er nicht bloss eine Vereinigung im Glauben und in der Liebe, sondern eine in der Kirchenregierung begründete Einheit im Auge habe.[16] Demnach hätten nun auch die orientalischen Kirchen die Machtfülle des römischen Bischofs, wie sie das vatikanische Konzil definiert hat, anzuerkennen. Der Papst verspricht allerdings, ihre sonstigen Uebungen und Gewohnheiten nicht anfechten zu wollen. Mit aller wünschenswerten Klarheit und Bestimmtheit lehrt also Leo XIII., dass die von ihm angestrebte kirchliche Einigung in der Unterwerfung aller Christgläubigen unter die Autorität des römischen Papstes zu bestehen hätte.

„Unter dem Einen Hirten ist nur Christus zu verstehen, kein irdischer Würdenträger.“

Nach einer solchen Vereinigung begehren wir nicht. Wir haben insbesondere die vatikanischen Dekrete über den Universalepiskopat des römischen Bischofs als Neuerungen verworfen. Wenn Jesus die Verheissung ausspricht, es werde Eine Herde unter Einem Hirten sein, so ist, wie jedes unterrichtete Kind weiss, unter dem Einen Hirten nur Christus zu verstehen, kein irdischer Würdenträger. Er ist das Haupt der ganzen Körperschaft. Von der üblich gewordenen Unterscheidung zwischen einem unsichtbaren und einem sichtbaren Haupte des Einen Leibes weiss weder die heilige Schrift noch die alte christliche Kirche etwas. Enes Hauptes an Christi statt bedürfen wir auch gar nicht, da Christi Gewalt vollkommen ausreicht, die ganze Körperschaft zu regieren. Sein heiliges Wort ist ja der für uns massgebende Glaube; es ist uns nicht verloren gegangen und geht uns nicht verloren; wir besitzen es unverlierbar in der heiligen Schrift und im Glauben der apostolischen und allgemeinen Kirche; das, was von Anfang an, überall und von allen geglaubt worden ist, halten wir für wahrhaft christliche Lehre. Auch ist’s nicht die Huld irgend eines höchsten irdischen Würdenträgers, die uns Erlösung und Heiligung verschafft, sondern die Gnade Christi. Von ihm selbst haben wir die Unterpfänder seiner gnadenvollen Gegenwart und Hülfe; kein anderer konnte sie uns geben, niemand kann sie uns entreissen. Von ihm stammten die Grundzüge der Ordnung in der Gemeinschaft, in die wir mit dem Empfang der heiligen Taufe eintreten; diese Grundzüge zu ändern steht nicht in der Macht irgend eines sterblichen Menschen oder einer kirchlichen Behörde.

„In Christo, dem einzigen und ewig lebenden Haupte, könnten und sollten sich die getrennten christlichen Kirchen wieder zusammenfinden.“

In Christi Namen versammeln wir uns und erhebend wir unsre Herzen zu Gott. Mit den Worten, die er uns auf die Zunge gelegt und mit den Gefühlen, die sein heiliger Geist in uns weckt, bitten, danken, lobpreisen wir. Mit seinem Frieden gehen wir unseres Weges Tag für Tag, Jahr für Jahr; mit seinem Trost wollen wir scheiden und uns zur Ruhe begeben. Wer an Christus glaubt, bedarf keines ihn ersetzenden sichtbaren Hauptes, sondern spricht: Der Herr ist mein Hirt; mir mangelt nichts. Auf grünen Auen lässt er mich lagern; zu ewig frischen Quellen leitet er mich und erquickt meine Seele. Und ob ich auch wandelte im Thal des Todesschattens, so fürchte ich kein Unheil; denn er ist bei mir. – Ist aber Christus bei uns, dann ist Gott mit uns, und wer will dann gegen uns sein? In Christo, dem einzigen und ewig lebenden Haupte, könnten und sollten sich die getrennten christlichen Kirchen wieder zusammenfinden. Wenn sie sich dazu verstehen könnten, festhaltend am Glauben der ungeteilten Kirche, ihre besonderen Meinungen nur als menschliche Versuche zu betrachten, sich die Geheimnisse des ewigen Wortes zu deuten, und wenn sie sich verständigen könnten über die wesentlichen Formen des kirchlichen und gottesdienstlichen Lebens, so würden sie sich auch gegenseitig wieder erkennen und anerkennen als Glieder des Einen Leibes und dabei doch ihre besonderen Gaben und Aufgaben behalten und ihre besondere Existenz, Arbeit und Verwaltung nicht beeinträchtigen. Einen andern Weg zur Wiedervereinigung der getrennten christlichen Kirchen sehen wir nicht.

3. Nun bedarf es aber, Geliebte in dem Herrn, kaum noch der Bemerkung, dass Leo XIII. die Aufforderung zu der von ihm gewünschten kirchlichen Wiedervereinigung doch auch nicht bloss auf menschliche Erwägungen und Opportunitätsgründe stützt, sondern auf die dem Papst angeblich von Gott verliehene Gewalt, die ganze Kirche Gottes zu regieren. Hätte nach christlichem Glauben der römische Bischof von Gott eine solche Gewalt bekommen, so wäre ja allerdings für jeden Christgläubigen und für jede christgläubige Kirche die Pflicht vorhanden, sich dem Papst in allen Dingen, auf die er seine Gewalt erstreckt, gehorsam zu unterwerfen. Wer das nicht thäte, würde sich gegen Gottes Ordnung auflehnen und daher schwer versündigen. Wir hätten uns seit mehr als zwei Jahrzehnten dieser Sünde schuldig gemacht. Allein die hundert Millionen rechtgläubiger Christen des Morgenlandes wären im gleichen Fall und zwar nicht erst seit zwei Jahrzehnten, sondern seit einem Jahrtausend. So konnte denn der Papst es nicht wohl unterlassen, die morgenländischen Kirchen an die riesengrosse Sünde zu erinnern, die seiner Meinung nach auf ihnen lastet. Er thut es in schonender Weise, indem er alle Verantwortlichkeit auf einen der grössten Männer der christlichen Kirchen, den Patriarchen Photios von Konstantinopel, zu schieben sucht. In der Zeit vor dem Patriarchen Photios hätten die Kirchen des Morgenlandes dem römischen Papst gerade so Gehorsam geleistet wie die des Abendlandes.[17] Allein der Papst spricht damit eine Behauptung aus, für die er gar keinen Beweis vorzubringen vermag, und deren Unrichtigkeit auf der Hand liegt. Von all den grossen und heiligen Kirchenvätern des Morgenlandes, deren Andenken auch die abendländische Kirche bis auf diesen Tag in Ehren hält, hat kein einziger dem römischen Bischof eine besondere Regierungsgewalt über die ganze Kirche zugeschrieben. Auch sie kannten zwar die Aussprüche des Heilandes an den Apostel Petrus sehr wohl, aber sie bezogen sie eben auf den Apostel Petrus und noch nicht, wie das fälschlicher Weise heute tausendfach geschieht, auf den jeweiligen Bischof von Rom. Athansios, Basilius, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomos, Cyrill von Jerusalem und Cyrill von Alexandrien, die Leo XIII. nennt, und die vielen andern haben wohl anerkannt, dass dem Bischof der damaligen Welthauptstadt ein besonderes Ansehen zukomme, weil er der Bischof der Welthauptstadt sei, ich aber doch höchstens als den ersten unter Gleichberechtigten anerkannt. Sie legten Wert darauf, mit ihm wie mit andern angesehenen Bischöfen des Erdkreises in kirchlicher Gemeinschaft zu stehen, wussten aber nichts von einem Gehorsam, den andere Kirchen ihm schuldig seien. Bereits haben denn auch einzelne kirchliche Behörden des Morgenlandes die päpstliche Zumutung, nun der bisher sorgfältig bewahrten Ueberlieferung untreu zu werden, und die Unabhängigkeit und Würde ihrer nationalen Kirchen preiszugeben, ernst zurückgewiesen.

Allein grösseres Gewicht, als auf die Zeugnisse der heiligen Schrift und des christlichen Altertums, scheint Leo XIII. auf einen Gedanken zu legen, den er in allen seinen wichtigeren Erlassen ausspricht und den er auch in der Bulle über die kirchliche Wiedervereinigung mit grossem Nachdruck wiederholt. Er sagt den Katholiken, sie möchten namentlich nicht vergessen, wie verderblich es für die christliche Einheit sei, dass man vielfach den rechen Kirchenbegriff verloren habe.[18] Nach den Willen und Befehl des göttlichen Stifters sei nämlich die Kirche in ihrer Art eine vollkommene Gesellschaft.[19] Mit dieser Bezeichnung „vollkommener Gesellschaft“ will der Papst nicht, wie viele irrtümlich meinen, den Gedanken aussprechen, in der römischen Kirchengemeinschaft seien die religiösen und moralischen Zustände so, dass sie nichts zu wünschen übrig liessen, sondern er will sagen, die Kirche sei von ihrem Stifter so eingerichtet, dass sie alles vollkommen besitze, was zur unabhängigen Existenz und Verwalt5ung einer aus Menschen bestehenden Gesellschaft erforderlich ist.[20] Wird nach der Verfassung dieser Gesellschaft gefragt, so antworten namentlich die Theologen des Jesuitenordens von jeher, sie könne nur eine streng monarchische sein; denn die monarchische Verfassung sei die vollkommenste Einrichtung der menschlichen Gesellschaft und es lasse sich nicht denken, dass Gott seiner Kirche eine weniger vollkommende Einrichtung gegeben habe. Diese dem politischen Leben entlehnte Bezeichnung und Beweisführung wendet Leo XIII. in seiner Bulle aus naheliegenden Gründen nicht an; aber es ist ganz selbstverständlich, dass auch für ihn die Form der seiner Meinung nach „vollkommenen Gesellschaft“ die streng monarchische ist. Indem er von sich sagt, er vertrete auf Erden die Stelle des allmächtigen Gottes,[21] nimmt er für sich auch die Befugnis in Anspruch, die Kirche des Erdkreises mit unbeschränkter göttlicher Autorität zu regieren und ihr Gesetze zu geben, die keiner Bestätigung irgend einer andern irdischen Macht unterliegen. Der Title „Monarch“ wäre also nur viel zu bescheiden, weil er eben nur an weichliche Fürsten erinnert und es keinen weltlichen Fürsten gibt, der eine Machtvollkommenheit besässe, wie der Bischof von Rom sie in Anspruch nimmt. Würde es also möglich sein, die Christgläubigen der ganzen Welt davon zu überzeugen, dass die Kirche nach dem Willen und Befehl ihres göttlichen Stifters eine „vollkommene Gesellschaft“ im Sinne des Papstes sei, so wäre allerdings eine Kircheneinheit bald hergestellt, aber eben doch nur eine Einheit, wie sie ungefähr in einem streng monarchisch regierten Staatswesen besteht. Allein enge solche Einheit hat der Heiland nicht gewollt.

„Nach dem Willen und Befehl des göttlichen Stifters soll also die Kirche nicht so eingerichtet sein, wie wenn darin ein Grosser und Mächtiger Gewalt über alle Uebrigen hätte.“

Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Es hatten ja freilich auch schon einige Jünger die Meinung, das Reich Christi müsse notwendig eine „vollkommene Gesellschaft“ im Sinne der viel spätern römischen Päpste sein; aber Jesus antwortete ihnen: „Die als Fürsten der Völker angesehen sind, zwingen sie unter sich und die Grossen unter ihnen über Gewalt über sie aus. So aber soll es unter nicht sein.“ (Mark. 10,42). „Ihr seid alle Brüder (Matth. 23,8). Nach dem Willen und Befehl des göttlichen Stifters soll also die Kirche nicht so eingerichtet sein, wie wenn darin ein Grosser und Mächtiger Gewalt über alle Uebrigen hatte. Eine derartige Einrichtung lässt sich aus der göttlichen Offenbarung nicht rechtfertigen. An den göttlichen Ursprung einer solchen Einrichtung der Kirche wird die christliche Welt niemals glauben. Daher ist auch eine kirchliche Wiedervereinigung nicht denkbar, die den Glauben an eine solche Einrichtung zur Voraussetzung hätte.

Dagegen bedarf für die christlichen Kirchen der Glaube an das wahre und einzige Haupt der Christgläubigen keiner neuen Rechtfertigung. Die christlichen Kirchen anerkennen willig, dass Christus Worte das ewigen Lebens hatte und redete als Einer, der mit Macht ausgerüstet war, – dass der Menschensohn Macht hatte und besitzt, auf Erden Sünden zu vergeben, – dass ihm eine Macht gegeben ist, die uns die Zuversicht einzuflössen vermag, dass nichts, weder Tod noch Leben, weder Gegenwart noch Zukunft, noch irgend eine böse Gewalt uns loszuscheiden vermag von der Liebe Gottes, die er uns verkündigt, zuwendet und verbürgt.

„Weder Tod noch Leben, weder Gegenwart noch Zukunft, noch irgend eine böse Gewalt uns loszuscheiden vermag von der Liebe Gottes.“

Auch ist die Religionsübung der christlichen Kirchen ihrem Wesen nach eine Betätigung der Gemeinschaft mit dem Einen Herrn. In lebensvolle Gemeinschaft mit ihm versetzt sie der Glaube an ihn. In der heiligen Taufe anerkennen sie das Sakrament, durch die einzelnen Gläubigen zu Gliedern seines Reiches werden. So oft sie die heilige Eucharistie feiern, erneuern sie auch die Kommunion, die Gemeinschaft mit ihm. Sind aber die christlichen Kirchen vereinigt mit dem Haupte, so stehen sie ja auch unter sich tatsächlich in einer gewissen Gemeinschaft und es sollte ihnen nicht unmöglich sein, das Band des Friedens unter einander wieder herzustellen. Ist Christus ihr Haupt, so verlangt kein Teil von dem andern etwas Ungebührliches, und kein Teil verliert etwas durch den Anschluss an den andern. Ist Christus ihr Haupt, so werden sie in allen Dingen das suchen, was Jesu Christi ist (Philipp. 2,21), und sich nicht über einander erheben, sondern nach Kräften einander dienen. Eine solche kirchliche Wiedervereinigung ist im Wesen des Christentums begründet. Daher glauben wir auch, dass sie möglich sei und in der durch Gottes Ratschluss bestimmten Zeit eine offenkundige Thatsache sein werde.

„Pflegen wir dabei den Geist weitherzigster Liebe.“

Inzwischen lasst uns suchen, was Christi ist. Hüten wir uns ängstlich davor, irgend etwas preiszugeben, was die Eine, heilige, apostolische und allgemeine Kirche in Sachen des Glaubens, der Sitten, der kirchlichen und gottesdienstlichen Ordnung als unantastbares Heiligtum betrachtet. Trachten wir in allen Gemeinden danach, den reichen Schatz religiöser und kirchlicher Güter, dessen Erben wir sind, möglichst nutzbar zu machen zum Heil der Seelen, zur Erbauung der Gemeinden, zur Verherrlichung Christi. Pflegen wir dabei den Geist weitherzigster Liebe, die uns nie vergessen lässt, dass jeder dem eigenen Herrn steht oder fällt und dass wir in keinem Fall berechtigt sind, einen fremden Knecht zu richten (Röm. 14,4). Wir sind viel zu schwach und viel zu arm, um die Mächtigen dieser Erde mit grossen Versprechungen für unserer Bestrebungen gewinnen zu können. Aber die Sache des Reiches Gottes ist von Anfang an oft auch durch Kleine und Geringe gefördert worden. Dazu sind wir mit Gottes Gnade stark genug, uns als lebendiges Glied der ganzen christlichen Körperschaft zu erweisen, und dazu sind wir reich genug, allen Genossen unseres Glaubens aus der Zugehörigkeit zu unserer Gemeinschaft grossen geistigen Gewinn zu verschaffen. So ist es denn auch nicht mehr unbescheiden, wenn unsere Kirche Sonntag für Sonntag fürbittend der ganzen Christenheit gedenkt, indem sie betet: „Verleihe uns, o Gott des Friedens, eine rechte Vereinigung im Glauben ohne alle Spaltung und Trennung“, und wenn sie bei jedem Anlass laut einstimmt in die Mahnung des Apostels: „Sei beflissen, Einigkeit des Geistes zu erhalten durch das Band des Friedens. Ein Leib und Ein Geist, wie ihr auch berufen seid mit Einer Hoffnung eurer Berufung; Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe, Ein Gott und Vater Aller, der da ist über Allen, und durch Alle und in uns Allen. (Ephes. 4,3-6).

„Friede sei den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Die Gnade sei mit Allen, die unsern Herrn Jesus Christus lieb haben umwandelbar. Amen.“ (Ephes. 6,23.24.)


[1] Principibus populisque universis.

[2] Principes vero et rectores civitatum nominatim rogamus, velint pro civili prudentia sua et fideli populorum cura consilia Nostra ex veritate aestimare, velint auctoritate et gratia fovere.

[3] Praeclara conjunctionis inter nationes accessio fieret … ad taetra bellorum discrimina praecavenda.

[4] Ante oculos habemus Europae tempora. Multos jam annos plus specie in pace vivitr quam re … singulae fere gentes pergunt certatim instruere sese apparatu bellico. Improvida adolescentium aetas procul parentum consilio magisterioque in pericula truditur vitae militaris : validissima pubes ab agrorum cultura, a studiis optimis, a mercaturis, ab artificiis ad arma traducitur. Hinc exhausta mangis sumptibus aeraria, attritae civitatum opes, afflicta fortuna privatorum.

[5] Fingi vix animo potest, quantus ubique gentium repente foret ad omnem exellentiam prosperitatemque cursus constituta tranquillitate et otio …

[6] Hoc plane videtur Europae munus assignatum a Deo, ut christianam gentium humanitatem ad omnes terras sensim perferat. Cujus tanti operis initia progressusque … ad laeta incrementa properabant, cum repente discordia saeculo XVI deflagravit. Discerpto disputationibus dissidiisque nomine christiano, extenuatis Europae per contentiones et bella viribus, funestam temporum vim sacrae expeditiones sensere.

[7] Cum Dei omipotentis vices in terris geramus, qui vult omnes homines salvos fieri et ad agnitionem veritatis venire …

[8] … nec sinceram Christi fidem adipisci, cujus magisterium legitimum, Petro et successoribus traditum, repudiarent.

[9] Catholicos intelligimus, quos roamae fidei uti obedientes facit Apostolicae sedi, ita tenet cum Jesu Christo conjunctos.

[10] Non ii quidem ad veram sanctamque unitatem cohortandi, quippe cujus jam sunt … participes: monendi tamen ne … summum Die beneficium … corrumpant … Illud imprimis velut summam sibi legem statuant magistero auctoritatique Ecclesiae non anguste, non diffidenter, sed toto animo et perlibente voluntate omnibus in rebus esse parendum.

[11] Hujus rei gratia, quae Nosmetipsi gentibus catholicis vel universis vel singulis alias documenta dedimus, ex iis cogitandi agendique normam opportune sumant.

[12] In omni pontificatus Nostri cursu hoc constanter spectavimus, atque hoc, quantum docendo agendoque potuimus, conati sumus, colligare Nobiscum arctius omnes gentes omnesque populos.

[13] Quacum (Ecclesia a Christo constituta) si velint congregations conferre suas, et quo lco in illis religio sit aestimare, facile dabunt, se quidem multis maximisque in rebus, primordiorum oblitos, ad nova errore vario defluxisse ; neque deffidebuntur, ex eo velut patrimonio veritatis, quod novarum rerum auctores secum in secessione avexerant, nullam fere formulan fidei ceran atque auctoritate paeditam apud ipsos superesse.

[14] Si pauca exipias, cetera consentimus.

[15] Praecipuum dissidii cput, de romani Pontificis primatu.

[16] Conjunctionem intelligimus plenan ac perfectam; talis enim esse nullo modo potest ea, quae nihil amplius inducat, quam certam aliquam dogmatum credendorum condordiam fraternaeque caritatis commutationem. Vera conjunctio inter christianos est … in fidei et regiminis unitate consistens.

[17] Ante illud tempus, quo tempore homo separavit, quod Deus conjunxerat, sanctum erat apud omnes christiani orbis gentes sedis Apostolicae nomen, romanoque Pontifici, ut beati Petri successori legitimo, ob eamque rem Jesu Christi in terris vicario, Oriens pariter atque Occidens consentientibus sententiis sine ulla dubitatione parebant.

[18] Qua in re animum advertant, illud quam valde sit unitati christianae perniciosum, quod germanam formam notionemque Ecclesiae varius opinionum error passim obscuravit, delevit.

[19] Ea quippe, Die conditoris voluntate ac jussu, societas est genere suo perfecta.

[20] Quniam societas est … perfecta, idcirco vim habet virtutemque vitae non extrinsecus haustam, sed consilio divino et suapte natura insitam ; eademque de causa nativam habet legum ferendarum potestatem, in iisque ferendis rectum est eam subesse nemini : itemque aliis in rebus, quae ferendis rectum est eam subesse nemini : itemque aliis in rebus, quae sint juris sui, oportet esse liberam.

[21] Cum Die omnipotenis vices in terris geramus.